Empfehlung zum Gewicht von Schulranzen

Welches Gewicht sollte der Schulranzen haben?

Besser gefragt: Was muss ein Schulkind eigentlich unvermeidlich im Schulranzen transportieren, damit der eigentliche Sinn der Sache; der Erwerb von Schulbildung möglich wird?


10% des Körpergewichts = Schulranzen-Gewicht?


Auf die Frage wie schwer ein Schulranzen sein sollte, werden seit Jahrzehnten die unterschiedlichsten Empfehlungen gegeben. Lange galt "10% des Körpergewichts eines Kindes = zulässiges Schulranzen-Höchstgewicht" als Faustformel. Dieser Wert wurde erstmals im Jahr 1986, in der so genannten Schulranzen-Norm, der DIN 58124, festgehalten. Wie für Industrienormen üblich, wurden die Werte der DIN 58124 vom produzierenden Gewerbe selbst bestimmt, in diesem Fall von der kunststoffverarbeitenden Industrie. Nicht etwa von unabhängigen Wissenschaftlern.

Dieser Regel folgend sollte ein 9-jähriges Kind mit einer Körpergröße von 140 cm und einem Körpergewicht von 32 kg einen Schulranzen tragen, der gepackt nicht mehr als 3200 g wiegt. Das sind drei, vier Bücher oder Arbeitshefte, einige Schulhefte oder Schnellhefter, ein Federmäppchen, eine Brotdose und eine Trinkflasche. Überschaubares Material für ein Kind dieses Alters und ein gut tragbares Gewicht für ein Kind von dieser Statur.

Im Jahr 2010 wurde die Körpergewichtsregelung von 10% aus der DIN 58124 komplett gestrichen. Mutmaßlich hatte man beim Schreiben der DIN 58124 auf eine Empfehlung des Militärs aus der Zeit um den Ersten Weltkrieg zurückgegriffen. Einer Richtlinie, die besagte, dass der Tornister eines Rekruten bei einem Marsch von mehr als 20 km nicht mehr als 10% seines Körpergewichts betragen sollte, um Ermüdung zu vermeiden. Was dem Rekruten nützt, wird dem Schulanfänger schon nicht schaden.


1/3 des Körpergewichts = Schulranzen-Gewicht?


Heute scheinen manchem Schulranzen-Gewichts-Experten die 10% als viel zu leicht. So stellte Dr. Ludwig im Rahmen eines Forschungsprojektes der Universität des Saarlandes fest, dass Kinder mit einem Ranzengewicht von bis zu einem Drittel Ihres Körpergewichts auf Ihrem Schulweg nicht nennenswert ermüden. Ein 9-jähriges Kind mit einem Körpergewicht von 32 kg könne ohne Weiteres einen Schulranzen mit gut 10 kg Gesamtgewicht tragen. Schwere Schulranzen trainieren laut Ludwig die Bauch- und Rückenmuskulatur, die bei der Hälfte aller Kinder ohnehin viel zu schwach entwickelt sei.


12 bis 15% des Körpergewichts = Schulranzen-Gewicht?


Die Kinderkommission des Deutschen Bundestages äußert sich etwas vorsichtiger. Sie empfiehlt eine ausgeklügelte Körper-Gewichts-Ranzen-Gewichts-Staffel:

  • Bei einem Körpergewicht von 18 bis 23 kg ein Ranzenhöchstgewicht 2,2 bis 2,8 kg,
  • bei einem Körpergewicht von 24 bis 28 kg ein Ranzenhöchstgewicht 2,9 bis 3,4 kg,
  • bei einem Körpergewicht von 29 bis 33 kg ein Ranzenhöchstgewicht 3,5 bis 4,0 kg,
  • bei einem Körpergewicht von 34 bis 38 kg ein Ranzenhöchstgewicht 4,1 bis 4,6 kg,
  • bei einem Körpergewicht von 39 bis 43 kg ein Ranzenhöchstgewicht 4,7 bis 5,2 kg,
  • bei einem Körpergewicht von 44 bis 48 kg ein Ranzenhöchstgewicht 5,3 bis 5,8 kg,
  • bei einem Körpergewicht von 49 bis 53 kg ein Ranzenhöchstgewicht 5,9 bis 6,4 kg,
  • bei einem Körpergewicht von 54 bis 58 kg ein Ranzenhöchstgewicht 6,5 bis 7,0 kg.

Es ist nicht bekannt auf welcher Grundlage die Zahlen der Kommission ermittelt wurden. Sie liegen irgendwo zwischen der alten Rekruten-Faustregel und Dr. Ludwigs Knüppelwaden-Rat. Etwa 12 bis 15% des Körpergewichts halten die Bundestagsabgeordneten, die dieser Kommission angehören, als Schulranzen-Gewicht für tragbar.


Hohes Schulranzen-Gewicht verursacht Rückenschmerzen


Die Kinderkommission des Deutschen Bundestages sah es immerhin als notwendig an, ein Merkblatt „So packe ich den Ranzen richtig!“, mit Hinweisen für Schüler, Eltern und Lehrer zum korrekten Packen des Schulranzens herauszugeben. Denn heute klagen laut Kinderkommission mehr als die Hälfte aller Schulkinder über Rückenschmerzen, die laut Kommission auf das Tragen zu schwerer Schulranzen und Rucksäcke zurückzuführen sind. Mit diesem Merkblatt gibt die Kinderkommission tatsächlich auch einige hilfreiche Hinweise:

  • Nur das einpacken, was wirklich mit muss: Pausenbrot, Federmäppchen, Hefte, Bücher
  • Nur Bücher und Hefte für die Fächer einpacken, die auf dem Stundenplan stehen
  • Absprachen mit dem Banknachbarn treffen, um Bücher zu teilen
  • Schwere, große Bücher nach hinten, möglichst nah an den Rücken
  • Das Gewicht gleichmäßig im Ranzen verteilen, um die Wirbelsäule nicht einseitig zu belasten
  • Den Schulranzen unbedingt auf dem Rücken tragen!
  • Die Tragegurte straff anziehen, so dass der Ranzen an beiden Schulterblättern anliegt
  • Die Schule soll den Verbleib von Materialien im Klassenraum oder in der Schule ermöglichen
  • Der Lehrer soll ankündigen, welche Materialien am nächsten Tag benötigt werden
  • Die Schule soll vermehrt Doppelstunden auf dem Stundenplan vorsehen


Cleveres Packen senkt das Schulranzen-Gewicht deutlich


Wird täglich nur das, was wirklich gebraucht wird, eingepackt, und ist für den Verbleib des übrigen Schulmaterials im Klassenzimmer oder in der Schule gesorgt, so dürfte das Gewicht eines Schulranzens in der Grundschulzeit sicher nicht mehr als 5 kg betragen, eher sogar deutlich weniger. Vor Allem an alternativen Schulen, wie Waldorfschulen und Montessori-Schulen, ist diese vorbildliche Organisation des schulischen Alltags, die Kinder nicht unnötig belastet, die gängige Praxis.


Nicht allein das Schulranzen-Gewicht, auch das Volumen zählt


Für die Handvoll Bücher und Hefte mit Federmäppchen, Brotdose und Trinkflasche, die in der Grundschulzeit vom Kind zu transportieren sind, reicht ein Schulranzen mit einem Fassungsvolumen von 14 oder 15 Litern völlig aus. Mehr noch, ein kompakter Schulranzen mit einem sinnvoll bemessenen Fassungsvolumen hält das Kind zu ökonomischem Packen an.

Darüber hinaus sorgt ein kompakter Schulranzen dafür, dass das Kind eine übersichtliche Anzahl von Materialien trägt und "in seiner Verwaltung" hat. Dadurch behält es den Überblick. Ein Aspekt, der im Bieterverfahren um das empfehlenswerte Schulranzen-Höchstgewicht, stets übersehen wird. Es geht bei dem höchstmöglichen Gewicht des Schulranzens nicht allein um den Rücken und die Wirbelsäule des Kindes. Die Fülle des Materials, mit dem das Schulkind umzugehen hat, muss auf ein übersichtliches Maß begrenzt sein. Erst dann hat das Kind die Möglichkeit, seine Schulsachen im Griff zu haben. Das Schulranzen-Volumen fällt deshalb ganz besonders ins Gewicht. Es ist nicht sinnvoll, wenn Schulranzen Volumina von 20 Litern und mehr bieten. Überflüssiger Stauraum schafft überflüssige Tragelast und Unübersichtlichkeit.


Besser leicht in die Schule starten


Man muss kein Anhänger der Bewegungslehre Rudolf Steiners sein um zu erkennen, dass eine Last von sechs, sieben, geschweige noch mehr Kilogramm, seien sie auch noch so "ergonomisch" auf den Schultern verteilt, den Gang erschwert, die Bewegungsmöglichkeit einengt, die Haltung auf eine unangenehme Art beeinflusst. Kinder sind von Natur aus leichtfüßig. Ist es da nicht einfach naheliegend Ihren Bewegungssinn so wenig wie möglich einzuengen, auch auf dem Schulweg?

Die Schule fängt auf dem Schulweg an. Den Kindern Ihre Leichtigkeit und Beschwingtheit auch auf dem Schulweg zu lassen, wird dem (Lern-)Klima der Schule nicht schaden. Die Fülle des heute vorhandenen Schulmaterials, besser gesagt: die von Schulbuchverlagen initiierte Materialschlacht, muss durch eine umsichtige Organisationskultur der Schule aufgefangen werden. Lernfreunde und Schulerfolg dürfen nicht unter einem Wust von Schulmaterialien begraben werden.


Das richtige Schulranzen-Gewicht


Das Maß der Dinge ist nicht die noch so fein konstruierte, man könnte auch sagen, frei erfundene Schulranzen-Höchst-Gewichtstabelle. Sondern die natürliche Urteilskraft der Eltern wie des Kindes. Fühlt sich das Kind mit dem Ranzen auf dem Rücken wohl? Trägt es seinen Schulranzen gerne? Kann es sich damit gut bewegen? Und: Kommt das Kind mit dem, im Ranzen aufbewahrten, Schulmaterial zu recht? Kann es seine Schulsachen gut handeln? Jedes Kind, jede Mutter, jeder Vater kann das selbst erkennen.

Man kann Eltern deshalb nur Mut machen sich auf Ihre Intuition, Liebe zum Kind und den gesunden Menschenverstand zu verlassen. Wenn immer mehr Eltern heute das Gefühl haben, dass das Verhältnis Kind : Gepäck völlig aus dem Lot geraten ist, kann keine Formel über diesen Missstand hinwegtäuschen. Ein Kind ist kein Fahrstuhl, zugelassen für nach diversen Richtlinien definierten, maximalen Lasten. Was muss denn von dem tatsächlich benötigten Material an Heften, Büchern, Ordnern, sonstigen Unterlagen und Utensilien denn unvermeidlich Tag für Tag vom Kind zwischen zu Hause und Schule, Schule und zu Hause transportiert werden, damit der eigentliche Sinn der Sache; Bildung möglich wird? Wenn man sich das fragt, stellt sich die Frage wie schwer ein Schulranzen (denn noch) sein "darf" gar nicht erst.

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